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Silvester - Gut gerüstet in die Silvesternacht

Das traditionelle Feuerwerk in der Silvesternacht gehört für viele Menschen zu einem gelungenen Beginn des neuen Jahres dazu. Für unsere Umwelt, aber auch für Wild- und Haustiere, ist dieses Spektakel jedoch ein großes Problem.

 

Neben der Feinstaubbelastung, die für Menschen, Tiere und Umwelt bedenklich ist, lösen das Zusammenspiel aus nächtlicher Knallerei, blitzenden Lichtern und  ungewöhnlichem Geruch Panik bei Wild- und Haustieren aus. Daten des Heimtierregisters Tasso belegen, dass in keiner anderen Nacht so viele Tiere als vermisst gemeldet werden, wie in der Silvesternacht. Ein Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern wird daher inzwischen häufig diskutiert und findet zunehmend mehr Unterstützer.

 

Angst zeigt sich auf verschiedene Arten. Diese sind auch als die “4 Fs” bekannt. Abhängig von dem Charakter deines Tieres wird es auf eine der folgenden Weisen handeln:

 

  • Fight (Kampf):
    • Hund: 
      • (Ver)bellen; steifer, nach hinten gerichteter Körper; in den Nacken gelegter Kopf. Der Hund bellt von unten hoch.
    • Katze: 
      • Fauchen; Schwanz senkrecht nach oben stellen; Fell sträuben
  • Flight (Flucht):
    • Hund und Katze: 
      • Weglaufen; verstecken; Schutz (bei dir) suchen
  • Freeze (Erstarren): 
    • Hund: 
      • Erstarren in der Bewegung; kreisrunde Augen; starkes Hecheln; Stressfalten
    • Katze: 
      • Erstarren in der Bewegung; kreisrunde Augen; manchmal angelegte Ohren
  • Flirt, Fiddle about:
    • Hund und Katze: 
      • Hektische und abgehackte Spielbewegungen oder Übersprungshandlungen

Wenn dein Haustier Angst hat, gibt es kurzfristige Maßnahmen, die du wenige Wochen vor Silvester noch ergreifen kannst, um ihm so viel Sicherheit wie möglich zu geben. Im besten Fall solltest du aber definitiv schon kurz nach Silvester ein Training beginnen, um deinen Hund oder deine Katze auf den kommenden Jahreswechsel vorzubereiten.

 

Bedenke bei allen Maßnahmen, die wir dir hier vorstellen, dass man Angst nicht löschen kann. Wir können sie nur positiv überlagern.

 

Grundlegend sind einige Dinge elementar wichtig, um die Angst deines Tieres nicht zu verstärken und ihm mehr Sicherheit zu geben:

  • Bewahre selbst die Ruhe und sei entspannt. Wir übertragen unsere Emotionen unmittelbar auf unsere Tiere. Sind wir nervös oder ängstlich, spüren sie das und übernehmen diese Gefühle.
  • Wenn dein Hund oder deine Katze die Nähe zu dir sucht, dann lasse diese Nähe unbedingt zu. Halte deinen Liebling fest. Streicheln und sanftes Massieren beruhigen auch. Vermeide dabei aber, dein Tier überschwänglich zu trösten. Das führt eher dazu, dass du deine Fellnase in ihrer Angst unbewusst bestätigst und diese verstärkst.
  • Es ist genauso wichtig, dass du dein Tier woanders Schutz suchen lässt, wenn es das möchte. Also wenn dein Hund oder deine Katze unter dem Bett verschwindet, dann kannst du es dir gerne leise davor gemütlich machen, um zu signalisieren, dass du für dein Tier da bist, aber du solltest es unter keinen Umständen darunter hervorholen. Das kann zu einem starken Vertrauensbruch in eurer Beziehung führen.

Kurzfristige Maßnahmen an Silvester:

 

Für Hundebesitzer:

  • Gehe frühzeitig mit deinem Hund Gassi, bevor die Knallerei losgeht. Manche Hunde wollen dann auch gar nicht mehr raus. Ist dein Hund sehr ängstlich, solltest du ihn schon einige Tage vor und nach Silvester mit Geschirr und Halsband doppelt sichern, da er versuchen könnte, sich aus dem Halsband bzw. dem Geschirr zu befreien, um der bedrohlichen Situation zu entkommen. Auch entspannte Hunde sollten die Tage rund um den Jahreswechsel nicht frei laufen gelassen werden, sondern mindestens mit einer Schleppleine gesichert werden.
  • Für den Fall, dass dein Hund davonläuft, solltest du einen Anhänger mit deiner Telefonnummer und deinen Adressdaten am Halsband oder Geschirr befestigen.

Für Katzenbesitzer:

  • Ist deine Katze ein Freigänger, solltest du sie schon einige Tage vor und nach Silvester im Haus behalten. Die Gefahr, dass sie vor einem einzelnen Knall erschrickt, flüchtet und dann nicht mehr nach Hause findet, ist in den Tagen rund um Silvester besonders hoch. Wenn sie es gewohnt ist, ihr Geschäft im Freien zu erledigen, dann stelle während dieser Zeit genügend Katzentoiletten, an verschiedenen ruhigen Orten in der Wohnung, bereit.
  • Versuche die alltägliche Routine so gut es geht beizubehalten, denn Katzen sind Gewohnheitstiere.

Hunde- und/oder Katzenbesitzer: 

  • Ist die Angst sehr groß oder dein Tier sogar panisch, fahre mit deinem Hund oder deiner Katze (wenn die Katze das Reisen kennt) irgendwohin, wo es kein Feuerwerk gibt. Macht euch beispielsweise ein paar schöne Tage in Dänemark oder verbringt die Silvesternacht in einem Hotel in der Nähe eines Flughafens. Dort darf nämlich aus Sicherheitsgründen kein Feuerwerk gezündet werden.
  • Bleibst du zu Hause, dann hilft es, die Vorhänge zu schließen und Musik anzumachen. Stelle diese Situation auch unabhängig von Silvester her, damit dein Haustier nicht schon vorher weiß, was los ist, wenn diese Situation nur einmal im Jahr eintritt.
  • Solltest du dir die Übertragung einer Silvesterparty anschauen, dann mach den Fernseher aus oder schalte auf ein anderes, ruhiges Programm, bevor dort das Silvesterfeuerwerk startet.
  • Lenke dein Tier ab, soweit es möglich ist. Spiel mit ihm, albere mit ihm herum, lass es Futter suchen. Hier eignen sich besonders tolle Leckerlies, denen deine Fellnase nicht widerstehen kann.
  • Auch Kuschelhöhlen als Rückzugsorte werden von manchen Tieren gerne angenommen. Darin kannst du auch Wasser und Futter bereitstellen und für Katzen sollte die Katzentoilette nicht weit sein.
  • Mutt Muffs sind spezielle Ohrenschützer für Hunde. Der Preis ist allerdings sehr hoch. Alternativ und auch für Katzen empfehlen sich Schals oder Tücher, die man um die Ohren wickelt. Bitte gewöhne dein Tier frühzeitig daran.
  • Der Keller ist auch eine alternative Rückzugsmöglichkeit, wenn dein Haustier auch innerhalb des Jahres Zugang zu diesem hat. Wenn es nur einmal im Jahr mit dir diesen Raum betritt, verknüpft es ihn negativ und wird ihn gar nicht mehr betreten.
  • Wirkstoffe zum Eingeben: Es gibt viele homöopathische Mittel, die gerne gegeben werden, um Hund oder Katze zu entspannen, jedoch gibt es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirkung dieser Produkte. Der einzige Effekt, der durch diese Produkte entstehen kann, ist der Placebo-by-Proxy-Effekt. Das bedeutet, dass sich der Tierhalter, durch den Glauben an die Wirkung, entspannt. Und diese Entspannung kann auf das Tier übertragen werden.

Was du unbedingt vermeiden solltest:

  • Lass dein Haustier an Silvester niemals alleine. Auch nicht, wenn es entspannt ist.
  • Gib ihm keine besonderen „Leckerlis“ vom Tisch oder die dein Tier nicht kennt, weil du ihm vielleicht etwas Gutes tun möchtest. Davon bekommt es möglicherweise Bauchschmerzen und Durchfall, was zusätzlichen Stress bedeutet.
  • Von Beruhigungsmitteln solltest du die Finger lassen. Jedes Psychopharmaka kann eine sogenannte Umschlagwirkung zeigen. Dies bedeutet, dass der Hund bzw. die Katze noch mehr Stress entwickelt, weil der Kreislauf aktiviert wird und der Puls zu rasen beginnt. Bei so einem Stresslevel nimmt dein Tier die Außenreize noch intensiver wahr. Die Folge davon ist noch mehr Angst. Einzige Ausnahme sind Haustiere, die unkontrolliert panisch sind und nichts anderes hilft, um das Tier zu beruhigen. Aber auch hier sollten diese Mittel nicht leichtfertig eingesetzt werden und immer nur nach Rücksprache mit einem Tierarzt. 
  • Manche Tierärzte empfehlen leider immer noch Psychopharmaka mit dem Wirkstoff Acepromazin. Dieser entspannt die Muskeln des Tieres, es wirkt jedoch nicht anxiolytisch, also angstlösend. Das Tier kann sich folglich bei vollem Bewusstsein nicht bewegen. Es hat möglicherweise Todesangst und kann diese nicht zeigen, kann keinen Schutz suchen. Dadurch erleidet es ein traumatisches Erlebnis, von dem es sich nur schwer, möglicherweise auch nie, richtig erholt.

Langfristig solltest du mit deinem Haustier ein spezielles Gewöhnungstraining machen. Dieses Training solltest du direkt nach Silvester beginnen und dich von einer guten Hundeschule begleiten lassen. Besonders Tiere mit starker Angst brauchen hierfür viel Zeit. Mehrere Monate musst du mit deiner Fellnase ein sogenanntes Anti-Knall- oder auch Silvester-Training konsequent durchführen, um ihm zu helfen. Völlig angstfrei wird dein Haustier wohl nicht, aber ohne ein strategisch aufgebautes Training, wird die Angst höchstwahrscheinlich mit jedem Jahreswechsel sukzessive schlimmer. 

 

Fazit:

Silvester ist für einen Großteil unserer Haustiere der schlimmste Tag im Jahr. Viele Maßnahmen können helfen, kurzfristig die Angst etwas zu lindern und ihnen Sicherheit zu geben. Diese Maßnahmen können jedoch ein gut und frühzeitig aufgebautes Training nicht ersetzen, da sich Angst sukzessive steigert, wenn sie nicht behandelt wird. Beginne also so früh wie möglich mit einem gut begleiteten Silvestertraining, damit du und vor allem deine Fellnase so entspannt wie möglich gemeinsam die kommenden Jahresabschlüsse feiern könnt.

 

-Verfasser: Luisa, Happy Crew, Team Öffentlichkeitsarbeit

- Foto: André Müller, Happy Dog Marie, https://www.focusadcanes.de/ oder https://www.facebook.com/focusadcanes 

Quellen: 

https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=21306

https://hundeschule-kaiser.de/Hunde-Wissen/Hilfe-fuer-den-Hund-an-Silvester/

https://www.tasso.net/Service/Wissensportal/Katze/Silvester-mit-Katze

https://www.mein-haustier.de/magazin/silvester-mit-katze-tipps/

Podcast: 

Hundestunde: Folge 39 - Silvesterangst