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Ehrenamt im Tierschutz – wichtig und unentbehrlich

Im Tierschutzverein besteht, genau wie in jedem anderen Verein, der Bedarf, dass sich Menschen aus intrinsischer Motivation heraus gegen einen Missstand auflehnen, dafür sowohl ihre Energie als auch Teile ihrer Freizeit einsetzen möchten. 

 

Wer Tiere mag, sich mit den Themen rund um die Tierhaltung auseinandersetzt, der stellt schnell fest, es liegt einiges im Argen. Sei es, dass Menschen unbedacht auf den Hund, die Katze oder das Kaninchen kommen, sich nicht ausreichend dazu informiert haben im Vorfeld, und dann nach Einzug des Tieres teilweise maßlos überfordert sind, meist zum Leidwesen des Tieres. Aber auch die Themen Massentierhaltung, Fleischkonsum, die moderne Fellbommel an Jacken und das unglaubliche Artensterben bieten jede Menge Ansatzpunkte, um sich für den guten Zweck mit dem Hintergrund den Tieren helfen zu wollen zu engagieren. 

 

Die konkrete Arbeit im Tierheim ist sicherlich für viele eine gute Anlaufstelle, die sich für Tiere in Not engagieren und direkt am Tier helfen wollen. Hunde im Tierheim freuen sich immer über Gassigeher, Katzen je nach Gemütslage auch über den ehrenamtlichen Katzenstreichler. 

 

Wir bei Aktion Tierisch Happy e.V. haben zwar ein kleines Katzenhäuschen für absolute Katzen-Notfälle, aber wir haben keinen Tierheimbetrieb. Trotzdem engagieren sich bei uns meist rund vierzig freiwillig Engagierte in verschiedenen Bereichen. Als ein Verein, der sich im In- und Ausland engagiert, haben wir reichhaltige Themen, an denen es zu arbeiten gilt. Hierbei arbeiten wir viel Remote. Unser Team kannte die virtuelle Zusammenarbeit lange bevor die Pandemie sie in der Breite mehr oder minder aufgezwungen hat. Seit jeher haben wir in unseren Reihen auch viele Ehrenamtliche aus Regionen, die nicht direkt rund um unseren Vereinssitz in Hessen leben. 

 

Wir betreuen Partnervereine im Ausland, betreiben ein großes Kastrationsprojekt im Süden Spaniens, setzen uns für die Umsetzung einer Katzenschutzverordnung in der Kommune unseres Vereinssitzes in Hessen ein, richten ein großes Augenmerk auf die Aufklärungsthemen zur artgerechten und guten Haltung von Hunden und Katzen. Hinzu kommt unsere starke Vermittlungsarbeit. Wir suchen Happy Homes für in Not geratene Hunde und Katzen, sei es für Tiere von unseren Partnervereinen aus dem Ausland, als auch über unsere virtuelle Tierklappen, wenn Halter:innen nicht mehr in der Lage sind, ihre Tiere hier in Deutschland längerfristig zu versorgen. Haben die Tiere über uns ein neues Zuhause gefunden, steht den Adoptanten und somit neuen Familien unserer Happy Cats und Happy Dogs ein engagiertes Team im Bereich Adpptantenbetreuung mit Rat und Tat zur Seite, bestenfalls für die gesamte Lebenszeit des Tieres. 

 

Natürlich, wie bei jedem Verein, ist auch bei uns der Bereich Fördermitgliedschaften sehr wichtig. Hier betreut ein kleines Team unsere Fördermitglieder und überlegt sich spannende Konzepte, wie wir mehr Menschen gewinnen können, sich uns und unserer Vereinsarbeit anzuschließen. Last but not least betreiben wir ein kleines Second Hand Spendenlädchen, unser Herzensprojekt, unser Happy Lädchen in Heidelberg. Auch dies wird rein ehrenamtlich betrieben, alle Erlöse fließen in unsere Tierschutzarbeit. 

 

Aufgaben bieten wir Menschen, die sich gerne freiwillig engagieren möchten, also reichlich. Somit haben wir immer genug Ehrenamtliche und Unterstützung? Leider ist das Thema an der Ecke weder wirklich trivial, noch einfach. Und meist können wir nicht sagen, dass wir ausreichend Helfer:innen haben. Wo liegt also das Problem?

 

Im Ehrenamt herrscht leider eine unheimlich hohe Fluktuation. 

 

Leider ist dies so. Dies belastet Vereine massiv, weil sie mit viel Energie und Herzblut neue Engagierte in ihren Reihen aufnehmen, wiederum die Freizeit opfern, um diese anzulernen, ihnen alles zu zeigen und sie gut auf ihr Ehrenamt bei Tierisch Happy vorzubereiten.

Genau wie andere Vereine straucheln auch wir mit den Auswirkungen der Pandemie. Hatten dort gerade zu Beginn viele Menschen mehr Zeit und suchten nach einer neuen Ausrichtung für ihr Leben, waren diese Engagements oft nicht von langer Dauer, teilweise auch weniger als halbherzig. Wenn diese Helfer:innen wieder einen „normalen“ Job fanden, oder die Kurzarbeit auslief, ließen viele ihr Ehrenamt schnell wieder sein. Das ist schade, weil wir sehr viel Energie in das Onboarding und Teambuilding stecken. Neue Aktive anzulernen und ins Team zu integrieren ist eine Mammutaufgabe im oftmals rein virtuellen Miteinander.

 

Wir sehen uns auch einem schwierigen Trend von „Kommen und Gehen“ in schneller Abfolge gegenüber, wo wir noch keine echten Stellhebel zum Gegenwirken bisher finden konnten. 

Projektbasiertes Engagement für kurze Zeiträume ist besonders bei kleineren Organisationen kaum möglich. Bis wir alles gezeigt und erklärt haben, ist die Person oft schon wieder weg, ohne dass sie uns viel geholfen hätte – dies war leider der Trend der letzten Jahre. Alleine die Namen aller aufzuzählen, die sich meldeten, anfingen und plötzlich wieder verschwunden waren, teils ohne ein Wort oder eine Erklärung, fällt uns schwer.

 

Die Zuverlässigkeit, das Einhalten von Zusagen, ist nicht mehr durchgängig gegeben und macht es zunehmend schwer, Themen verbindlich zu besetzen, voranzutreiben und die gewünschte Wirkung zu erzielen. Wenn wir unsere Ziele erreichen und für die Tiere Dinge verbessern wollen, gehört das Thema Ehrenamt bei Tierisch Happy ohne Wenn und Aber dazu. Unsere finanziellen Mittel erlauben keine Anstellung von Hauptamtlichen, wir sind auf Gedeih und Verderb auf das Thema Ehrenamt angewiesen.

 

Bei den Menschen, die sich bei uns melden und ankündigen, sich engagieren zu wollen, wünschen wir uns fast ein ähnliches Herangehen wie vor der Adoption eines Hundes oder einer Katze. Es gibt Fragen, die müssen zu Beginn nachhaltig durchdacht und einwandfrei beantwortet werden.

  • Passt das Ehrenamt wirklich in dein Leben?
  • Bist du bereit einen Teil deiner Freizeit neben Familie, Job und Hobbies für den Tierschutz und somit die Vereinsarbeit bei Tierisch Happy einzusetzen?
  • Kannst du etwas durchstehen, auch wenn es heißt, dass du Eigeninitiative an den Tag legen musst, deine Motivation in Taten überführen musst? 

Was die Vereinsarbeit, auch besonders die Vorstandsarbeit und Führung von Ehrenamtlichen oft schwer machen, ist das Hinterherlaufen. Menschen sagen Dinge zu, wenn sie dann unerledigt bleiben, ist das vor allem für die Vereinsführung oft enorm schwer, weil neben dem Managen des Vereins, dem Führen der Organisation in eine hoffentlich gute Zukunft, sind Themen an der Tagesordnung, die schwierig in der Handhabung sind. Ehrenamt ist kein Selbstläufer, nur weil die Menschen sich melden und sagen, sie würden sich gerne engagieren.

Wie bekommt man also einen freiwillig Engagierten dazu, dies zu erledigen, was er oder sie zugesagt hat? Dies Frage beschäftigt viele Vorstände und HR-Mitarbeiter:innen in Non-Profit Organisationen in der heutigen, oft so schnelllebigen Welt. Menschen scheinen Zusagen nicht mehr ganz so genau zu nehmen. Aber genau dies bedarf es, damit ein Verein auch erfolgreich funktionieren kann, damit nicht immer nur einige wenige die ganz große Last schultern müssen. 

Bei Tierisch Happy legen wir großen Wert darauf, dass du dir vorab ausreichend überlegst, ob du wirklich ein Ehrenamt in deiner Lebenssituation unterbringen kannst. Es zwackt dir immer Freizeit ab, es bedarf immer einer hohen Eigenmotivation und viel Initiative von deiner Seite, nur dann macht es wirklich Sinn. 

Wir haben ein wunderbares Team von hochengagierten Menschen, und natürlich suchen wir fast immer in verschiedensten Bereichen Helfer:innen. 

Ziel muss sein, dass die Ehrenamtlichen vorab genau wissen, was sie bei uns erwartet, dass sie verstehen, dass unsere Tierschutzarbeit auch oft am Laptop passiert, diese aber trotzdem zuverlässig erledigt werden muss. Nur wer für sich sagen kann, dass ihm die langfristige Hilfe und Veränderung für die Tiere eine echte Herzensangelegenheit ist, er sich auch selbstständig um Dinge kümmert, Bock auf Teamarbeit hat und sich gerne einbringen möchte, ohne dass jemand alle zwei Wochen mal nachfragen muss, ob es die Person noch gibt, der ist bei uns richtig.

Wir brauchen keine Eintagsfliegen. Wir brauchen Menschen, die Bock auf den Verein, das Team und die Themen haben und sich an ihre Zusagen halten. 

Wenn du so jemand bist, dann melde dich gerne bei uns unter helfen@tierisch-happy.de

 

Text: Tanja Christmann

Bild: Verein, Tierisch Happy Workshop 2021 - Susanne, Josy und Saskia aus der Happy Crew